Die herkömmliche Klassifizierung innerhalb der Sektion Helleborastrum
ist teilweise ungeeignet, in der Natur sowohl für ganze Populationen als auch für viele Einzelpflanzen eine eindeutige taxonomische Identifizierung zu ermöglichen. Auch in Kultur können Pflanzen von Wildstandorten oft nicht zugeordnet werden. Grund hierfür ist eine enorme Variabilität der entscheidenden Merkmale für die Artbeschreibungen innerhalb der Populationen und auch innerhalb der Sektion insgesamt. Die herkömmliche Klassifizierung bildet diese Variabilität in den Artbeschreibungen vielfach nicht ab, gleichzeitig erweckt sie jedoch den Anschein, alle Populationen und Pflanzen erfasst zu haben. Diesem Anspruch kann die bisherige Klassifikation nicht gerecht werden.
Hier vier typische Beispielbilder stellvertretend für sehr viele vergleichbare Situationen:
Beide Bilder: Blätter und Blüten in einer kleinen lokalen Population von H. atrorubensin Slowenien.
Die bisherigen Beschreibungen für H. atrorubens
nennen als Anzahl der Teilblättchen "7 - 11 Teilblättchen jeweils 2 - 2,5 cm breit", und "dunkel violett, gewöhnlich mit durchsetzt mit etwas Grün im Inneren". In unseren konkreten Beispielen
oben entspricht nur ein Teil der Blätter und der Blüten dieser Artbeschreibung, ein großer Rest entspricht ihr nicht.
Beide Bilder: Blüten in einer kleinen Population von H. "torquatus"in Kroatien.
Die bisherige Beschreibung für H. "torquatus"
nennt als Blütenfarbe „außen tief violett-purpur bis blaugrau, innen gleich oder grün, oder manchmal grün mit purpur Äderung“. In unseren konkreten Beispielen oben entspricht nur ein Teil der Blüten dieser Artbeschreibung, ein beträchtlicher Rest entspricht ihr nicht.
Wenn also ausgehend von unseren Beispielen die jeweilige Artbeschreibung gültig sein sollte für jeweils alle Individuen in der Population dieser Art, dann müsste diese Artbeschreibung morphologisch sehr viel weiter gefasst sein und alle abweichenden Blattformen bzw. die grün blühenden Pflanzen einbeziehen. Dies aber würde bedeuten, dass viele der Pflanzen in anderen Populationen hier mit eingeschlossen wären, die ihrerseits jedoch bereits als andere Arten beschrieben sind. Dieselbe Artbeschreibung würde auf zwei verschiedene Arten zutreffen, was taxonomischer Unsinn wäre.